Evaluation von Vorlesungsaufzeichnungen – klare Mehrwerte erkennbar!

7. Juni 2013

Zweimal im Jahr darf ich meiner Lieblingstätigkeit nachgehen, der Auswertung der Evaluationen zu unseren Vorlesungsaufzeichnungen. Ich vertrete ja schon seit Jahren überzeugt die Meinung, dass bereits die reine Online-Verfügbarkeit der Vorlesungen zu einem Mehrwert im Vergleich zur Präsenzveranstaltung führt (http://lecture2go.uni-hamburg.de/konferenzen/-/k/13303). Mein Hauptargument ist dabei, dass die Informationsdarbietung dem eigenen Lerntempo angepasst werden kann, so dass Inhalte beliebig oft wiederholt werden können und auch jederzeit die Pausentaste ertragreich genutzt werden kann. Der Beleg für meine These findet sich regelmäßig in den Evaluationsergebnissen, die wir in verschiedenen Formen auf der zugehörigen Projektseite anbieten.

Dort findet sich einerseits eine grafisch aufbereitete Zusammenfassung der Evaluationsergebnisse aus den vergangenen sechs Semestern als pdf-Dokument – immerhin kommen hier mittlerweile 2658 Stimmen aus drei Jahren zusammen.

Neben dieser statistischen Erhebung sammle ich jedoch auch immer noch textbasierte Rückmeldungen. Diese hier verfügbare Zitatesammlung ist eine Art Schatzkästlein, in welches ich gerne immer wieder einmal hineinschaue. Geordnet ist diese Sammlung in Rückmeldungen von sog. Teilzeitstudierenden (z.B. Studierende mit Kind, Job, etc.), chronisch Kranken und Behinderten sowie Regelstudierenden.

Hier ein paar meiner Lieblingszitate:

„Für mich haben E-Lectures generell den Vorteil, dass ich bei Verständnisproblemen (inhaltlich), punktuell die VL unterbrechen kann und dieses etwaige Problem z.B. durch Sekundärliteratur bearbeiten und meine Notizen zur VL ergänzen kann.“

„E-Lectures finde ich super! Vor allem um flexibel mit Kind studieren zu können, d.h. ICH suche mir aus, wann ich mich mit dem Stoff beschäftige. Das setzt Organisationsvermögen und Willen seitens der Studenten voraus, aber das sollte man ruhig von uns erwarten.“

 „Bringt mir persönlich wahnsinnig viel, da ich hierdurch viel effizienter lernen und nachbearbeiten kann. Es bleibt mir hierdurch mehr Zeit zum Verständnis, weil ich mir alles öfter anhören und mitschreiben kann, als in der Vorlesung.“

„Vorteile sehe ich definitiv darin, dass man beliebig lange an einer Stelle im Video verweilen kann und ggf. zurückspulen kann. Das geht in der Präsenzveranstaltung natürlich nicht. So kann man sogar parallel bei Unklarheiten „googeln“ und man kann IMMER folgen!“

 „Da ich selbst entscheiden kann, wann ich eine Pause einlege und vor allem – WIE OFT – ich mir eine Erklärung anhöre, ist der Lernzuwachs dieser Veranstaltung durch das E-Lecture Angebot enorm hoch im Vergleich zu anderen VL!!!“

„Die E-Lectures erleichtern mir das Studium extrem! Meine Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitäts-/Konzentrationsprobleme sorgen dafür, dass ich in einer Vorlesung nach spätestens 15 Minuten vollkommen abschalte. Mit den E-Lectures benötige ich zwar 3-4 Stunden pro Vorlesung, habe diese danach aber auch zusammengefasst und verstanden.  Außerdem kann ich so lernen, wenn ich mich bereit dafür fühle. Das passiert nicht selten zwischen 9 Uhr abends und 3 Uhr morgens.“

Die Sammlung zeigt insgesamt ein großes Spektrum an Aspekten, welches ich hier kurz nennen möchte:

  • Vertieftes Verständnis des Inhalte
  • Individuelleres Lernen möglich
  • Flexibilisierung des Studiums/organisatorische Erleichterungen
  • Bessere Vor- und Nachbereitung der Präsenzveranstaltung, Prüfungsvorbereitung

Diese Sammlung kann ich allen nur ans Herz legen, die sich mit den Themen Vorlesungsaufzeichnung oder Flipped/ Inverted Classroom beschäftigen und unterstützende Argumente suchen.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch auf das Poster „Flexibilität und Mehrwert von Vorlesungsaufzeichnungen – Argumente, Wege, Wirkungen“ hinweisen, welches die beliebtesten Gegenargumente in den Blick nimmt.

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Clever: ARTigo lässt auf spielerische Weise Kunstwerke verschlagworten

22. Mai 2012

Gerade bin ich über das Projekt ARTigo auf SPIEGEL online  gestolpert, welches auf interessante Weise die Verschlagwortung von Kunstwerken mit einem Spiel lösen möchte. Nach dem Ausprobieren habe ich mich gleich einmal gefragt, ob es sich dafür nicht lohnen würde, z.B. im Kunstunterricht in der Schule einmal den Computerraum für eine Stunde zu reservieren. Denn neben dem eigentlichen Spiel lernt man auch eine ganze Menge und beschäftigt sich sehr intensiv mit den gezeigten Kunstwerken.

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Zum Spiel gibt es auch ein Tutorial, welches man aber nicht zwingend braucht, denn das Spiel ist sehr simpel: Man tritt gegen einen zweiten Mitspieler an, der zufällig zugeteilt wird und hat die Aufgabe, fünf Kunstwerke zu verschlagworten. Verwendet man gleiche Schlagworte gibt es 25 Punkte, wurde das Wort schon einmal in früheren Spielen genannt immerhin noch 5. Am Ende des Spieles gibt es dann noch Hintergrundinformationen zu den Bildern und eine Auswertung.

Was mir so besonders an der Idee gefällt ist, dass das Spielergebnis in Form einer Folksonomy einen eigenen Wert hat und später Kunstinteressierten das Auffinden der Werke durch die Social Tags erleichtert – ganz abgesehen davon, dass Kunstinteresse hier natürlich auch geweckt wird.

Daher unbedingt ausprobieren: http://www.artigo.org/


Mobile Geräte an der Hochschule – BYOD als Synonym für „Das Böse“?

21. Mai 2012

Die Themen „Mobile Apps“ und „Tablet Computing“ sind schon durch, ich weiß. Dennoch muss ich diesen Beitrag noch loswerden: Der Trend geht in eine entgegengesetzte Richtung – zumindest wenn ich den sich mehrenden Berichten Glauben schenken darf, welche aus den Lehrveranstaltungen meiner Hochschule kommen. Da werden Notebooks, Tablets und am manchmal auch Smartphones mittlerweile aktiv ausgesperrt, da die Studierenden zwischendurch gerne auf Facebook & Co mit ihren Freunden im Kontakt bleiben wollen. Das Strickzeug hat offenbar ausgedient und Schlafen in der Vorlesung gilt in unserer schnelllebigen Zeit wohl auch als Zeitverschwendung – mit fatalen Folgen: Viele Lehrende machen mittlerweile Front gegen die Angriffe auf die ehemals zumindest in Echtzeit nicht hinterfragbare Autorität und das erneute Lüften der Talare und fühlen sich nicht mehr Ernst genommen. Ein bisschen überspitzt – vielleicht. Aber Mobile Devices polarisieren zumindest nach meiner Wahrnehmung ganz extrem. Da gibt es auf der einen Seite die gerade beschriebene Mehrheit der Skeptiker und auf der anderen Seite eine relativ kleine Zahl Lehrender, die an die Selbstverantwortung der Studierenden appellieren, jedoch dafür erwarten, dass die Prüfungsleistungen am Ende stimmen.

Und ich glaube, das Problem liegt an einer ganz anderen Stelle: An der fehlenden Kompetenz im Umgang mit den neuen Technologien und noch neueren Diensten – auf Seiten der Lehrenden, vor allem aber auch der Studierenden. Aufmerksamkeit ist aber nicht teilbar – wenn ich im Web surfe, kann ich wohl kaum gleichzeitig dem Vortragenden lauschen. Ein Problem übrigens, welches bezüglich der OPCO-Live-Events und der dortigen Begleitchats später in den Blogbeiträgen genannt wird: Früher oder später kommt man entweder im Vortrag oder im Chat nicht mehr mit. Als Lösung finde ich ja an dieser Stelle die Aufzeichnungen (auch von Vorlesungen) so interessant, weil es eine Pausentaste sowie die Möglichkeit zum Zurückspulen gibt. Haben wir aber in der Lehrveranstaltung meist nicht und stattdessen ein Problem.

Neulich hatte ich einmal wegen einer Krankheitsvertretung Gelegenheit, eine spannende Vorlesung selbst aufzuzeichnen, es ging um die biologischen Grundlagen des Lernens. Die Dozentin sprach immer wieder von der „Depolarisierung“ einer Nervenzelle und ich hatte keine Ahnung, was sie meint, denn diese Inhalte wurden bereits in der Vorwoche besprochen. Smartphone raus, kurz gegoogelt und aahhhhh – ich war wieder im Thema drin. Zugegeben, in manch anderer Vorlesung hätte ich vielleicht lieber aus Langeweile Facebook bevorzugt – warum auch nicht.

BYOD – Bring Your Own Device bringt also gleichermaßen Informations- und Ablenkungsmöglichkeiten mit – meine Freunde sind auch im Hörsaal dank Facebook bei mir. Und ich habe noch niemanden gefunden, der den Studierenden/Schülern erklären könnte, wie man das vernünftig auseinanderhält und ganz konkret macht. „Notebooks raus!“ versteht jeder, ist mir aber zu einfach.

Wie seht ihr das? Wie läuft das in anderen Hochschulen? Und gibt es das Problem in den Schulen, die mit mobilen Geräten experimentieren eigentlich auch? Mobile Devices rein oder raus?


TED-System ARSnova als Musterbeispiel einer plattformübergreifenden App im Hochschuleinsatz – Chapeau!

30. April 2012

Seit wenigen Wochen laden Prof. Klaus Quibeldey-Cirkel und sein Team unserer Nachbarhochschule, der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM), zum Gebrauch und Test ihres Audience-Respose-Systems ARSnova mit (nahezu) beliebigen, webfähigen Geräten ein. E-Teaching.org berichtete vor 6 Wochen hier.

Da es sich bei TED-Systemen aus meiner Sicht um eine der ganz großen E-Learning-Anwendungen mit didaktischem Mehrwert handelt, trage ich schon seit langer Zeit alle Informationen in einer MindMap zusammen und fördere den Einsatz wo ich nur kann.

An der JLU Gießen sind einige solcher Systeme unterschiedlicher Hersteller im Einsatz, es sind eigenständige Geräte (Klicker), die speziell für diese Verwendung angeschafft wurden. Die Kosten (= Problem 1) für diese “single function devices“ sind recht erheblich, so dass es nur selten gelingt, einen ganzen Jahrgang eines Studienganges damit auszustatten. Üblicherweise wurden also kleinere Sets (i.d.R. zw. 25 und 50 Geräten) angeschafft, die zum Gebrauch vor Vorlesungsbeginn an einen Teil (= Problem 2) der Studierenden verteilt werden müssen (= Problem 3). Die Lehrenden haben dann meist noch im Vorfeld einen Kampf mit spezieller Hardware (= Problem 4) und Software zu führen, wobei letztere neben dem Problem fehlender Benutzerfreundlichkeit  (= Problem 5) auch noch gerne Systemabstürze oder Funktionseinschränkungen  (= Problem 6) bereithält. Am Ende der Vorlesung wird auf Rückgabe gehofft  (= Problem 7) und ggf. steht die Wartung (z.B. Akkus = Problem 8) an.

Die Ausführungen machen deutlich, dass man schon echter „Fan“ mit hoher Frustrationstoleranz sein muss, um sich dies anzutun. Ein solcher Lehrender ist Herr Prof. Siegfried Schindler (Institut für Anorganische und Analytische Chemie an der JLU Gießen). Den Regelbetrieb des hardware-basierten TED-Systems hat er inzwischen wegen des hohen Aufwandes aufgegeben. Prof. Schindler war jedoch m.W. einer der ersten, die die Einladung der THM wahrnahmen; in den vergangenen zwei Wochen absolvierte er bereits einige Einsätze, die allesamt sehr positiv waren: Im ersten Test wurden die Studierenden überrascht und spontan konnten sich diejenigen sofort beteiligen, die über eine eduroam-WLAN oder UMTS-Verbindung im Hörsaal verfügten. Im Hörsal gesehen habe ich Studierende mit Smartphones (iPhone, Android), Tablets sowie Note- und Netbooks. ARSnova arbeitet HTML5-basiert und setzt daher einen entsprechenden Browser voraus, Notebooks nur mit IE oder Firefox blieben daher wohl außen vor. Beim Rest klappte es erstaunlich gut, auf Anhieb waren 28 Studierende (von insgesamt schätzungsweise anwesenden 130) mit dem System verbunden und beteiligten sich – das waren schon mehr, als mit dem alten System (max. 25) hätten arbeiten können. Beim zweiten Einsatz waren schon 56 Studierende dabei.

Ich will kurz die Vorteile anhand der eben geschilderten Probleme zeigen:

  1. Das Angebot ist kostenlos.
  2. Die Studierenden sind auch heute noch nur zum Teil mit internetfähigen Geräten ausgestattet, allerdings ist die Abdeckung höher als bei den vorhandenen Klickern.
  3. Verteilung entfällt, da Geräte im Besitz der Studierenden.
  4. Die HTML5-App läuft im Browser.
  5. Erster Eindruck von ARSnova: Intuitiv bedienbar, übersichtlich, einfach, stabil.
  6. Nur HTML5-fähiger Browser erforderlich.
  7. Rückgabe entfällt.
  8. Zentrale Wartung entfällt.

Nachteile und ein paar kleinere Bugs gibt es sicher auch ein paar wenige (zumal das System ständig weiterentwickelt wird), aber insgesamt lässt sich damit schon verdammt gut arbeiten. So gut zumindest, dass Prof. Schindler schon den Regeleinsatz eingeläutet hat.

Ein paar Worte noch zur Anwendung selbst: Nach dem Start über https://ars.thm.de/ landet man als Gast, nachdem man die Session-ID der Veranstaltung eingegeben hat, direkt im Feedback und kann den Dozenten jederzeit zwischendurch Rückmeldung zum Tempo geben, dies wird beim Lehrenden als Ampel angezeigt, deren Farbe sich nach dem Mittelwert bestimmt. Es können auch Zwischenfragen gestellt werden, die z.B. in der Pause vom Lehrenden gesichtet werden können:

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Die Screenshots habe ich auf meinem Desktop-PC gemacht, daher sind sie nicht ganz so schick, wie auf dem Smartphone.

Kern der Anwendung sind allerdings die vom Lehrenden vorbereiteten Fragen, die zur Abstimmung stehen. Etwas phantasielos habe ich mal ein Beispiel gebaut:

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Natürlich kann dann auch am Ende oder während der Abstimmung (man sieht immer, wie viele schon geantwortet haben) eine Balkengrafik mit den Ergebnissen anzeigen – das hat auch einen Spaßfaktor.

Ganz wichtig: Die Abstimmungen erfolgen völlig anonym – und hier liegt auch einer der großen Vorteile solcher Abstimmungssysteme gegenüber direkten Fragen an die Studierenden oder auch die Abstimmung per Handzeichen (und: wer zählt?).

Schon vor knapp 2 Jahren gab es übrigen schon ähnliche Apps wie z.B. twtpoll (http://twtpoll.com/), die zeigten, wie man auch Smartphones für Abstimmungen nutzen könnte. Es hat lange gedauert, bis die Technik im Hochschulbereich auf diesem Niveau angekommen ist. Die Umsetzung an der THM ist -finde ich- der Hammer! Also: unbedingt ausprobieren!

Weitere Infos, Kontaktdaten etc. gibt es über den e-teaching.org-Link oben.

So und nun bin ich gespannt auf Eure Kommentare, insbesondere von denen, die Erfahrungen mit anderen TED-Systemen gemacht haben!


Meilenstein 01 – Connectivism und eine App

9. Mai 2011

Jochen Robes hat mich in seinem Weiterbildungsblog auf das beeindruckende Video „Thoughts on Connectivism“ von Debbie Kroeker auf vimeo aufmerksam gemacht. Es beginnt mit dem kompromisslosen Satz von George Siemens: „Have you ever thought about how completely irrelevant structured learning is?“ und zeigt am Beispiel des grandiosen Chor-Projektes von Eric Whitacre die Kraft, welche hinter (sozialen) Netzwerken stecken kann („Connectivism“).

Die Entstehung zeigt Whitacre übrigens sehr schön in einem TED Talks-Vortrag.

Siemens‘ Aussage würde ich in seiner Radikalität so nicht stehen lassen, aber sie regt doch – zumindest mich – zum Nachdenken an. Sie bildet einen attraktiven Gegenpol zu dem, was die meisten von uns in der eigenen schulischen Biografie kennenlernen mussten und uns nun vielleicht bei den eigenen Kindern aus anderer Perspektive neu begenet. Wer hat das neulich so treffend „Bulimie-Wissen“ genannt?

Aber auch das ist ungerecht – an so manche Lehrerin oder manchen Lehrer erinnert man sich gerne zurück, weil diese anders waren und der Funke ihrer Faszination am Fach auf uns überspringen konnte. So entstand aus institutionell organisiertem Lernen doch plötzlich das, was wir heute vielleicht mit intrinsischer Motivation am Thema bezeichnen würden.

Unterstützung meines Lernens mit einer App

Vor ein paar Tagen erst habe ich mir einen Datenvertrag zum (Android-)Smartphone gegönnt und durfte sehr schnell erkennen, wie Technik Lernen entscheidend unterstützen kann: Ich muss gestehen, dass mein Englisch-Wortschatz die eine oder andere Lücke aufweist. Normalerweise habe ich für solche Fälle mein Leo.org, um die Wörter nicht nur nachzuschlagen, sondern auch gleich in den Trainer zu übertragen. Kostet leider i.d.R. Zeit und hemmt den Lesefluss erheblich, zu viele Schritte sind nötig und lenken vom eigentlichen Thema ab. Bei Debbie Kroeker habe ich es zudem  mit einem Video zu tun, copy & paste wollen da auch nicht so recht funktionieren.

Hier kommt nun „meine“ App ins Spiel. Ihr Name: CamTranslator. Ich halte das Video an, richte die Kamera meines Smartphones auf das unbekannte Wort auf dem Bildschirm und erhalte sofort die Übersetzung. Meine Irritation wegen der fehlenden Vokabel ist aufgehoben, weiter geht’s. Noch zwei weitere kurze Unterbrechungen und das Video hinterlässt mich nachdenklich. Auch wegen des Inhaltes, aber viel mehr noch wegen der Art, wie ich mir gerade Wissen angeeignet habe. Kein umständliches und ablenkendes Nachschlagen wie früher im Wörterbuch (erst in der gedruckten Fassung, dann am PC, schließlich online), bis ich die Seite endlich gefunden habe. Nun einfach Kamera draufhalten und weiterlesen. So einfach wie ein Toaster:

Und ich frage mich, wie lange wird es dauern, bis solche Werkzeuge etabliert sein werden und Smartphones (oder Tablets oder was auch immer) nicht als Feind, sondern als nützliche Helfer auch in den Schulen Einzug halten werden. So wie einst der Taschenrechner vielleicht.


Persönliche Meilensteine

9. Mai 2011

Manchmal werden sie merkbar, die Meilensteine meiner persönlichen Entwicklung. Wenn ich minutenlang fast regungslos verharre, um den neuen Eindruck oder die neue Erkenntnis zu verarbeiten, um die Bedeutung für mein Leben zu erfassen, ihm/ihr die Chance zu geben, mich zu „bilden“.

Wenn es denn einen Anlass für mich Gelegenheitsblogger geben sollte, einen Beitrag zu verfassen, dann doch diese Meilensteine. Und eine laufende Nummer werde ich ihnen nun auch gönnen, ohne damit ausdrücken zu wollen, dass Meilensteine erst jetzt in mein Leben treten. Sicher werde ich es mir nicht nehmen lassen, alte Meilensteine noch einmal aufzugreifen, wenn sich die Gelegenheit bietet.

Anlass für Meilenstein 01 ist ein Video, auf welches mich Jochen Robes in seinem Weiterbildungsblog aufmerksam gemacht hat, doch mehr dazu unter „Meilenstein 01“.


Innovationen gedämpft vom Urheberrecht?

21. Juli 2010

Thomas F. Dapp (Deutsche Bank) formuliert einen interessanten Gedanken zum Thema Urheberrecht im aktuellen Deutsche Bank Research-Report „Der Pirat in uns-in den Tiefen des Urheberrechts“. Auf Seite 5 findet sich z.B. folgender Absatz:

Das Urheberrecht in seiner extremen Form „all rights reserved“ kann Kreativität unterdrücken. Im schlimmsten Fall hemmt es dadurch Innovationspotenzial. Es stellt sich daher die Frage, ob im digitalen Zeitalter ein Interessenkonflikt zwischen dem Verständnis des Urheberrechts als Quelle oder als Behinderung von Innovation existiert.

Aus meiner Sicht ist dies ein erfrischender Blick aus der anderen Richtung. Üblicherweise wird die Diskussion bestimmt von der „alten Welt“, Ausgangspunkt ist die Verletzung von (Urheber-) Rechten, beklagt wird der lachse Umgang damit durch eine „Net-Generation“ und allenfalls denkt man darüber nach, wie man der unaufhaltsamen Flut durch neue Regelungen wieder Herr werden könnte. Die positive Seite der Mash-ups, der Remix-Kultur und des Social Web im Ganzen, nämlich das darin innewohnende ungeheure Innovationspotenzial, wird nur sehr selten beleuchtet und als eigenständiger Wert erkannt.

Im Report wird für einen Interessensausgleich plädiert, zu dem ein gleichberechtigtes Einbringen der Positionen gehört:

Während die Rechteverwerter durch ihre kostenintensiven Lobbyanstrengungen um eine stärkere Durchsetzbarkeit des herrschenden Urheberrechts plädieren, um an ihren teils überholten Geschäftsmodellen festzuhalten, treten die Interessen der Kreativschaffenden sowie die der Internet-Nutzer in den Hintergrund. Eine erfolgreiche Urheberrechtsreform kann gelingen, wenn neben den Rechteverwertern, den Künstlern selbst auch die Interessen der Internet-Nutzer mit angehört werden.

Und weil es einfach so schön zu lesen ist, hier noch der im Report zitierte Rechtsprofessor Lawrence Lessig (Creative-Commons):

Überregulierung erstickt Kreativität. Es unterdrückt Innovation. Es gibt Dinosauriern ein Veto über die Zukunft. Es verschwendet die außerordentlichen Möglichkeiten für demokratische Kreativität, die digitale Technologien beinhalten.


Die neue Privatheit in der Öffentlichkeit

9. Juli 2010

Und es gibt sie doch: Die neu Privatheit in der Öffentlichkeit. Vielleicht sogar wegen der neuen Offenheit und den Segnungen des Web 2.0 mit seinen Blogs, Zwitschereien, Wikis und nicht zuletzt Social Networks. Was meine ich damit? Ich schreibe diesen Blogbeitrag, wohlwissend, dass ich bislang nur einen(!) regelmäßigen Leser habe – vielleicht liest aber auch nicht einmal wirklich. Ich schreibe also vielleicht doch eher für mich mit dem schönen Gefühl, etwas World-Wide gesagt zu haben. Weil ja immerhin die Möglichkeit besteht, dass meine Beiträge von jedem Menschen gelesen werden könnten.

Ist nicht gerade die neue Flut von Informationen dafür verantwortlich, dass meine Beiträge unbeachtet bleiben im großen Fluss? Der Long Tail ist nunmal sehr lang und irgendwo am Ende des Schwanzes bleibt auch noch ein Plätzchen für meine Beiträge. Würde Informationsmangel herrschen, wäre das vielleicht ganz anders. Gerade wegen der ungeheuren Informationsmasse kann ich also ganz öffentlich meine Privatheit pflegen.

Die andere Seite

Als Koordinator eines E-Learning-Projektes im Themenfeld E-Lectures muss ich oft Überzeugungsarbeit leisten und höre meist auch in diesem Feld die immer gleichen Argumente (siehe mein letztes Posting). Immer wieder vorgebracht wird: „Ich will aber nicht auf YouTube landen!„, die betreffenden Lehrenden sehen sich bereits vor ihrem geistigen Auge mit einem Versprecher millionenfach durch den Kakao gezogen – welch Balamage das wohl wäre. Abgesehen davon, dass sie die Handy-Filmer vergessen und auch, dass dieses Phänomen im universitären Bereich nach meiner Recherche bislang unbekannt ist (ich weise immer auf die rechtlichen Folgen für den Veröffentlicher hin), wird sich schlicht und einfach kein Mensch dafür interessieren. Technisch gesehen werden die produzierten E-Lectures ohnehin in einem geschützten Bereich abgelegt und stehen auch dort nicht zum Download-Bereich zur Verfügung und sind nur mit allerlei technischen Tricks überhaupt konservierbar.

Noch einmal: Zur Bedeutuungslosigkeit für eine große Öffentlichkeit kommen der fehlende Zugriff, die hohen technischen Hürden und die rechtlichen Konsequenzen für den Bösewicht. Das alles zusammen senkt die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten des YouTube-Ereignisses schätzungsweise noch unter die Warscheinlichkeit von sechs Richtigen mit Zusatzzahl (die immerhin werden regelmäßig auch getroffen).

Tja und doch kenne auch ich das: Ist der Jackpott mal wieder prall gefüllt, kommt es alle 3-4 Jahre einmal vor, dass ich doch Lotto spiele. Und bei der Ziehung der Lottozahlen sitzte ich dann ganz aufgeregt da und fühle meine große Stunde. Die Ernüchterung nach jeder gezogenen Kugel läßt mich dann immerhin bewußt werden, dass ich mich nicht zu wichtig nehmen sollte.



Pro und Kontra E-Learning – Argumente oder Einstellungen?

6. Juli 2010

Das wohl alle kennen, die sich mit E-Learning auseinandersetzen: Manche Menschen lassen sich selbst mit den  überzeugendsten Argumenten (z.B. der Unabhängigkeit von Zeit und Ort) und Gegenargumenten nicht von ihrer in unseren Augen sturen Meinung zum Thema abbringen. Es werden die immer gleichen und schon hundertfach gehörten Meinungen, Ängste und Vorbehalte gebracht, die ich schon lange auf einer Liste mit den natürlich noch besseren Erwiderungen sammle.

Und dann war da neulich dieser geniale Vortrag von Peter Kruse auf der re:publica 2010, der mir deutlich zeigte, dass diese Pro und Contra-Diskussionen ziemlich sinnlos sind, da es um viel grundlegendere Einstellungen -Kruse nennt sie Glaubensfragen- geht. Und da hat er in seiner Forschung ziemlich genau diese beiden Gruppen identifizieren (die Digital Visitors vs. Digital Residents) können – es ist auch nicht eine Frage des Alters, also einer Net-Generation etwa. Beise Gruppen diskutieren sich demnach die Köpfe in scheinbar auf sachlicher Ebene geführten Talkrunden heiß, ohne auch nur die geringsten Hoffnung auf eine Verständigung haben zu können. Dank Kruse kann ich das Ganze nun deutlich gelassener sehen.

Vielleicht sollte ich meine Liste auch einfach einmal mit zu einem solchen Gespräch nehmen, gebe diese meinen Kontrahenten, schlage vor, dass diese den Pro-Teil einfach abreißen und die Contra-Argumente vortragen (da findet man sicher auch noch viel Neues) und ich mache mir die Pro-Argumente zu eigen. Dann wäre zumindest viel Zeit gespart.

Dieses Anheben auf die Metaebene durch diesen etwas abstrusen Vorschlag (sicher gibt es auch noch cleverere Varianten) könnte dann vielleicht doch noch zu einem echten Austausch der Einstellungen führen, denn nur dieser beinhaltet eine -wenn auch geringe- Chance auf Veränderung.


Jahresrückblick E-Demokratie 2009

12. Januar 2010

Unter dem Titel „E-Demokratie im Jahresrückblick 2009“ bietet Christian Heise bei E-Demokratie.org eine lesenswerte Zusammenfassung der relevanten Ereignisse des vergangenen Jahres:

http://bit.ly/68au2a